Selbst gestrickte Strickjacke

Als ich ein Kind war, hatte ich eine Ersatzoma. Wir haben in der gleichen Straße gewohnt und da meine eigenen Großeltern zwei bzw. acht Autostunden entfernt wohnten, habe ich mir Ihr die Dinge gemacht, die man sonst vermutlich mit seinen Großeltern macht. Wir haben also zusammen Schokolade gegessen, gebastelt und Sie hat mich beim ‚Mensch ärgern dich nicht‘ spielen gewinnen lassen. So zumindest meine Erinnerung. Warum ich jetzt von Ihr erzähle? Sie hat mir Stricken beigebracht. Oder zumindest die ersten Anfänge gezeigt. Von dem Schal, den ich in dem Winter meiner Schwester zu Weihnachten schenkte, habe ich vermutlich 10 Reihen und Sie die weiteren 1,5 Meter gestrickt. Aber das war nun einmal der Anfang.

Jahrelang passierte dann Stricktechnisch ersteinmal nichts mehr. Bis ich 2011 mit Freundinnen in Istanbul war. Eine von uns brachte ihr Strickzeug mit und hat uns alle angesteckt. Mit nur zwei Stricknadeln kommt man zu viert nicht so schnell voran. In meiner Erinnerung waren wir aber relativ geduldig mit einander und zum Glück fast eine Woche zusammen unterwegs. So hatte jede von uns ein paar Tage Zeit für Ihren Loop. Die Zwischenzeit haben wir mit Tee und frisch gepressten Saft trinken, wunderschöne Stadt erkunden, Hamam besuchen und quatschen verbracht. Ich glaube wir haben uns sogar in einem kleinen Lädchen einen ganz günstigen Schal gekauft – nur um Ihn aufzutrennen und was aus der Wolle zu Stricken. Ganz erinnere ich mich nicht, aber ungefähr so war es bestimmt.

Tja, von da an habe ich alle paar Winter mal wieder gestrickt. Jedes Jahr aufs neue habe ich mir auf YouTube zeigen lassen, wie man Maschen aufnimmt. Wie linke Maschen funktionieren habe ich allerdings bis heute noch immer nicht so ganz begriffen.

anna-mit-stirnbandVor gut einem Jahr, genug gestrickte Schals, Loops und Stirnbänder mit Twist im Schrank, kam ich dann auf die absurde Idee eine Strickjacke stricken zu wollen. Zu dem Zeitpunkt hatte We are Knitters glaube ich ziemlich viele Kooperationen mit Bloggerinnen. Oder der Werbe-Algorithmus hat einfach sein aller bestes gegeben, denn ich sah online nichts anderes mehr als Links für diese Seite. Und Stricken & Strick schien so oder so auf einmal wieder total hip zu sein. Ein paar Tage später hielt ich dann also mein erstes Strickset in den Händen.

Ich erinnere mich noch relativ gut, dass mich die in Schriftgröße 5 gedruckt Anleitung etwas abschreckte. Zeile für Zeile wird da angegeben, welche Masche man dazu nehmen oder ablegen soll, wo was vernäht oder abgekettet wird. Ich habe ziemlich schnell beschlossen zu ignorieren, was in der zweiten bis fünften Spalte steht und einfach mal anzufangen. Das hat auch den Winter 2015/2016 lang ganz gut geklappt. Dann wurde es aber vermutlich warm und meine Interessen orientierten sich eher Richtung Eis selber machen, statt Stricken.

Im Frühjahr 2016 besuchte mich dann allerdings eine Freundin aus Frankreich für ein paar Tage und wir kamen auch auf’s Stricken zu sprechen. Long Story Short: Sie kaufte sich im Herbst das gleiche Strickset und schickte mir gefühlt nur zwei Wochen später ein Foto von sich in der Jacke. Na toll und ich brauche hundert Jahre? Ehrgeiz sowas von geweckt, habe ich dann wieder angefangen fleißig zu Stricken. Mit 8er Stricknadeln (-> Finger dick sind die und ca. 30 cm lang) kommt man auch ziemlich gut vorwärts, sowohl auf dem Sofa als auch im Zug.

Rund um Weihnachten bin ich dann fertig geworden und dann kam der mit Abstand nervigste Part: Zusammen nähen der fünf Teile. Meine Güte, das hat wirklich keinen Spaß gemacht. Den kompletten 26.12. saß ich vor dem Sofa auf dem Fußboden um auf dem Couchtisch die Teile korrekt anzuordnen und irgendwie zu bändigen. Aber als dann alles zusammen- & vernäht war und ich das gute Stück zum ersten Mal anziehen konnte war auch alles schon wieder vergessen.

Ich bin mächtig stolz und freue mich sehr über diese super warme Strickjacke.

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Das sie extrem flusig und fusselig ist, war beim Stricken leider schon abzusehen. Aber das ist nicht schlimm: noch ein Grund mehr wieder von Vorne anzufangen. Immerhin weiß ich jetzt, das jeder Schritt dieser Anleitung zu bewältigen ist.

1/2 des neuen Rückenteils in nichtfusseliger Wolle ist bereits wieder geschafft und ich habe dieses Mal eine super App dabei: Row Counter. Um nicht durcheinander zu kommen, ob man jetzt in Reihe 3, 17 oder 34 ist und gerade Maschen dazu oder ablegen möchte.

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Ein neues Jahr. Jetzt oder nie.

Seit Jahren denke ich darüber nach ein eigenes Blog zu starten. Während meines Studiums in Rovaniemi & Buenos Aires habe ich schon gebloggt und es hat mir viel Spaß gemacht. Warum nicht einfach auch in meinem Alltag in Bonn? Tja, reicht es, dass ich gerne frühstücken gehe, Kuchen backe und esse, viel fotografiere, gerne Reise, Design mag und gerne neue Dinge ausprobiere? Gibt es nicht schon genug Menschen, die über genau diese Sachen schreiben? Länger habe ich nach einem zusätzlichen Hauptthema gesucht, jetzt beschließe ich, dass es reicht einfach ich zu sein.

Was genau euch und mich hier erwartet, werden wir in den nächsten Monaten gemeinsam heraus finden. Schwerpunkte werden vermutlich Cafés in Bonn, Analoge Fotografie, Interior Design, Reisen, Musik und DIY sein.

Das war mein Jahr 2016 in 9 Bildern:

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